Ausstellung 28.05 bis 15.10.23 jeden Sonntag von 14 bis 19 Uhr geöffnet
CHARLOTTE AURICH. Geboren 1993 in Meran, lebt und arbeitet in Wien. Ihre künstlerische Praxis widmet sich der Verwandtschaft von malerischen und performativen Elementen sowie Formen der Gemeinschaftlichkeit im Kunstbereich. 2019 Diplom in der Abteilung Malerei, Universität für Angewandte Kunst Wien. Seit 2021 MA Medienkultur- & Kunsttheorien, Kunstuniversität Linz. 2022 Mitbegründung von multi pull – Verein zur Förderung einer gemeinschaftlichen Kunstpraxis. Internationale Ausstellungstätigkeit. charlotteaurich.me
„Zeigen und Verwenden“ (2023), Baumwollstoffe. „Ein Zusammentreffen der Zeitlichkeiten: An einzelnen Mauern der gegenwärtig für künstlerische und handwerkliche Prozesse verwendeten Räume der Kreativwerkstatt auf dem Gelände der ehmaligen Drusus Kaserne in Schlanders prangern gut lesbare Propagandainschriften aus der Zeit ihrer Nutzung durch nationalsozialistische Truppen von 1943-45. Vor allem die Frage, wie die Rückschau heute passiert, taucht auf. Wie trifft die Aktualität der Diskussionen um die Nutzung des Geländes mit der Rückschau auf Vergangenes an dem Ort zusammen? Wie wird in die Räume geschaut? Und wie werden sie verwendet? Die Arbeit „Zeigen und Verwenden“ nimmt ihren Anfang hier im Bunkers 23 in Form von zu Stapeln gefalteten Stoffbahnen. Im Laufe der Ausstellung bildet das Material einen Prozess, in dem Stoff als Träger und Begleiter der Fragen an die Räume der ehemaligen Kaserne und heutigen Kreativwerkstatt auftritt. Die Verwandtschaft zwischen dem Bunker 23 in Tartsch und der Kreativwerkstatt als gelebte Nachnutzungen von militärischen Strukturen wird als Möglichkeitsraum sichtbar. Die Stoffbahnen werden ihre Positionen im Bunker 23 verändern und die Ausstellung für Ausflüge verlassen und wieder zurückkehren, um entlang dieser Bewegung zu Vermittlungen von Räumen in ihrer Nutzung anzustiften.“ STOFFFBAHNEN UND WASSERTROPFEN
ANTOINETTE BADER ist eine freiberufliche Produkt- und Möbeldesignerin aus der Schweiz. Im Jahr 2008 schloss sie ihr Studium in Industrial Design FH an der Zürcher Hochschule der Künste ab. 2007 absolvierte sie ein Praktikum bei Walking-Chairs Design Studio in Wien, gefolgt von Arbeitsaufenthalten in Paris, Antwerpen und Friedrichshafen. Vor ihrem Studium arbeitete sie als Lehrerin im Bereich Zeichnen, Werken und Handarbeit. Als Erstausbildung erwarb sie ein Diplom als Damenschneiderin. Ihr Arbeitsspektrum reicht von Produktdesign, Ausstellungsdesign bis Innenraumgestaltung. Sie arbeitet vorwiegend mit Kunstschaffenden (Art-Director) und Architekten zusammen. Ihre Produkte, wie die LacesLamps stellt sie in Eigenproduktion her, arbeitete aber auch mit Herstellern wie Freifrau Manufaktur (Sitzsack Marie) zusammen. Antoinette Bader hat auf renommierten Messen ausgestellt, wie der Salone del Mobile (SaloneSatellite) in Mailand und der IMM Cologne, wo sie Auszeichnungen für ihre Innovationen erhielt. antoinettebader.net
„Für die Ausstellung im Bunker arbeite ich an einem "textilen Stalaktit", also mehrere von der Decke hängende Textilobjekte, inszeniert als Mobile.“
FILZARBEITEN
JULIET BREMER. Geboren 1995 in Texel, (NL). 2016: Diplom in Angewandter Psychologie, Hogeschool, Leiden (NL). 2020: Bachelor of Science in Kulturanthropologie, Universität Amsterdam, (NL). 2023: Zehntägige Vipassana Meditation, Dhamma Atala Vipassana Zentrum, Marradi, (I). In Amsterdam lebte ich von 2016 bis 2021, zwischen 2021 und 2022 war ich arbeitend und reisend in Europa unterwegs, wo ich erstmals auch nach Südtirol kam. Dieses Jahr kam ich hierher zurück und entwickele den visuellen Ausdruck Körpergefühle weiter.
„Nachdem ich mich 2019 einer Magnetresonanztomographie (MRI) und einer Diagnose unterzog, spürte ich eine Spannung zwischen der mechanischen Darstellung meines Körperinneren und meiner eigenen Körpererfahrung. Ich begann mich dafür zu interessieren, einen alternativen Scan meines Körpers zu visualisieren, indem ich meine Körperempfindungen mit geschlossenen Augen zeichnete. Ich begann mich regelmäßig selbst zu scannen und sammelte all meine Strichzeichnungen in einem Skizzenbuch. Derzeit entwickle ich mich weiter und experimentiere mit verschiedenen Techniken; ich probiere verschiedene Materialien, physikalische Maßstäbe und Zeitskalen für das Mapping aus. Die Arbeit umfasst die Zeit vor und nach meiner 10-tägigen Vipassana-Meditation, während der ich mich mehr auf die subtilen, kleineren Empfindungen des Körpers einstellte. Im Gegensatz dazu hatte ich mich davor nur auf die intensiven, größeren Empfindungen konzentriert. Diese Arbeit ist eine fortlaufende Aufzeichnung eines sich entwickelnden Verständnisses und der Erforschung meines eigenen Körpers.“
FOTOGRAFIE UND ZEICHNUNGEN
DANIEL COSTA. Geboren 1989 in Brixen. 2008 Studium an der Design Academy Eindhoven (NL). 2010 Spezialisierung in Textilien. 2011 Artist in Residence, European Ceramic Work Centre in Den Bosch (NL). studiodanielcosta.com
„Ich bin in Brixen geboren und habe dort meine Kindheit verbracht. Irgendwie schien mich niemand zu verstehen – und auch ich hatte noch nicht verstanden, warum ich nicht in die vorgelebten Lebensmuster passte. Also entschied ich mich, mit 19 Jahren aufzubrechen. Im flachen Land der Niederlande schien der Himmel größer, der Horizont weiter. Die Jahre an der Design Academy Eindhoven waren verrückte Jahre des Lernens und der Kreativität, der Anregung und des Entdeckens. 2012 graduierte ich Cum Laude mit dem Fokus auf Keramik und Textilien. 2013 zog ich weiter in das laute, spannungsgeladene und vielversprechende Paris. Fünf Jahre lang arbeitete ich als kreativer Assistent von Lidewij Edelkoort in der Trendforschung, lernte mit Lust und Neugier, bereiste die Welt und unterrichtete an Universitäten. Und kam dann zur Fotografie. Meine Beziehung dazu ist jedoch ein eigenes Kapitel. Nach langen Jahren in Paris wurde deutlich, dass außer meiner beruflichen Weiterentwicklung ein weiteres Wachstum anstand: Tief, persönlich, elementar. Wieder musste ich neue Ufer entdecken, erneut Wurzeln schlagen; die Erkenntnis reifte, dass ich nicht nur mit Augen und Intellekt arbeiten wollte, sondern aus der Seele heraus: Mit den Händen und dem Herzen. Meine erste Teppichkollektion entstand in Nepal, im Dialog mit Menschen, Tieren, dem Berg und der Bergkultur. Und es war dieses Land, das mich dann überraschenderweise mit den Bergen Südtirols wiedervereinte, wo ich seit 2021 lebe. Meine Arbeiten entwickelten sich in dem Atelier in der ehemaligen Drusus-Kaserne in Schlanders erneut weiter. Was mit Teppichen begann, führte zu Heimtextilien und ‘Fiberart’, eine Leidenschaft für Holz erweckte Neugier für Skulpturen und skulpturales Mobiliar. Steine, Knochen und Stöcke wurden Teil meiner Arbeit, die mehr und mehr die Schnittstelle zwischen Kunst, Handwerk und Design erforscht. Doch die Reise geht weiter … .“
FOTOGRAFIE, MÖBEL UND RELIEFS
TOMAS ELLER. Geboren am 4. Mai 1975 in Meran. Lebt und arbeitet in Wien und Langtaufers. 1993-2002 Studium der Bildhauerei, Malerei und Graphik und Neue Medien an der Universität für angewandte Kunst (Alfred Hrdlicka, Brigitte Kowanz), Diplom 1999. Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (Peter Kogler), Diplom 2002. tomaseller.com
RELIEF AUS ALUMINIUM
MICHAEL FLIRI. Geboren 1978 in Schlanders. 1999-2003 Accademia di Belle Arti di Bologna, Italien. Akademie der Bildenden Künste München, bei Olaf Metzel und Asta Gröting, Deutschland. Academy of Art and Design KHiB in Bergen, Erasmus, Norwegen. New York University, NYU, Filmmaker, Lebt und arbeitet zwischen Taufers i.M., der Schweiz und Österreich. michaelfliri.com
„Masken und Verkleidungen waren schon immer mit den Konzepten der Veränderlichkeit und Vielfalt verbunden; sie eröffnen neue Möglichkeiten, verschleiern und enthüllen verborgene Aspekte. Fliris Handlungen ermöglichen die Konstruktion einer schwebenden Realität, deren spielerische und poetische, rätselhafte und traumhafte Bilder sich zur Reflexion über den Fluss des Lebens öffnen, aber vor allem jeden von uns im persönlichen Wunsch nach Metamorphose erreichen.“
FOTOGRAFIE
JULIA FRANK (1988, Laatsch) lebt und arbeitet in Wien. Julia Frank absolvierte am Royal College of Art in London ihren Master und ist in öffentlichen und privaten Kunstsammlungen quer durch Europa vertreten. Ihre Arbeit zeichnet sich durch einen interdisziplinären Werkzyklus aus, der ambivalente Konflikte beleuchtet. juliafrank.art
Julia Frank erhielt 2021 den “In Memoriam an Sven Sachsalber” Preis. Sven und Julia kannten, provozierten und achteten sich seit Kindesalter. Die beiden philosophierten über die Themen Gender, Sex und den Stellenwert der Kreativität innerhalb der Autonomen Provinz.
MALEREI UND SKULPTUR
MARTINO GAMPER. 1971 in Meran geboren^, heutiger Mittelpunkt London. martinogamper.com
Wie denkt man mit den Händen?
Meine Projekte entspringen meistens nur einer losen Idee, es gibt eine grobe Skizze, aber auch die ist ja erst mal improvisiert. Ab da lasse ich mich treiben, probiere Dinge aus, mache viele einfache Modelle. Ich versuche frьh, ein Gespür dafьr zu bekommen, was ich oder der Handwerker realisieren kann. Ich mag es, wenn die auch improvisieren mьssen, nicht nur ich. Es muss ein Spielraum entstehen, dann wird es automatisch spielerisch. Je öfter man sich auf diesen Prozess einlässt, desto besser wird man darin. Wenn ich skizziere, ist nicht eine perfekte Zeichnung wichtig, sondern dass meine Ideen auf Papier festgehalten werden. Ideen sind nämlich auch flüchtig. Dann entstehen die ersten Readymade-Modelle, die aber auch oft nur Momentaufnahmen sind.
VERSCHIEDENE WANDHAKEN
HANNELORE GRASSL. Am 20. März 1964 geboren und aufgewachsen in Laas – ganz jung Familie gegründet – fast 30-jährig an der Fachschule in Meran als Privatistin den Gesellen zum Damenschneider absolviert, anschliessend in Verona den zweijährigen Kurs zur Modellzeichnerin abgeschlossen – selbstständige Tätigkeit als Schneiderin – durch die Arbeit in einer sozialen Einrichtung für Menschen mit Behinderung, berufsbegleitend den Sozialbetreuer an der Hannah Arendt abgeschlossen – nach meinem Heilkräuterkurs nun in der Schweiz in einer Rehabilitationsklinik mit anthroposophischer Ausrichtung tätig! Die Liebe zu den Pflanzen habe ich von meiner Mutter geerbt! Schon als junges Mädchen wusste ich, wie die Schafgarbe schmeckt und für was sie gut ist! Nun kann ich im Bunkergarten all die schönen Blumen und vergessenen Kräuter anbauen, wenn sie nicht von alleine dort wachsen! Wie im Moment der Natternkopf (Echium vulgare), die Bienen freuen sich, aber auch die Edelste aller Blumen, die Rose, die dem Herzen und der Liebe zugeordnet wird, soll ihren Duft verstreuen! Die Vielfalt und Schönheit der Natur soll nun dort Platz finden und inspirieren.
MARIANNA GOSTNER. Geboren 1956 in Völs am Schlern. Lebt in Hombrechtikon, Kanton Zürich (CH). Seit 1993 Ausstellungstätigkeit als freischaffende Künstlerin. gostnermarianna.com
Spalt/Riss „Bei den Fotographien meines Großvaters mit den stolzen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg hatte ich zuerst Mühe. Das Thema Krieg ist wieder so aktuell, es macht besorgt und Angst. Neu interpretiere ich sie, indem ich das offensichtlich sichtbare eines uniformierten Kriegers aus den Bildern entferne, ausschneide, ausradiere und die Leere, diesen Spalt, man kann auch sagen; den Riss, nach meinen Gefühlen belasse oder gestalte. Die bearbeiteten und vergrößerten Fotographien transferiere ich auf Leinen. Dem Ausradierten (Soldaten) ließ ich leer, bemalte oder gab ihm eine rosa Farbe. Rosa ist das abgeschwächte Rot. Rot, die starke, aggressive Farbe. Teilweise sind die Leinwände mit Texten bestickt. Die Texte sind mehrheitlich Fragmente aus Liedern von Leonard Cohen, Marlene Dietrich, Reinhard Mey und anderen. Das Sticken, eine meist weibliche Tätigkeit, soll symbolisch das Flicken der Schäden des Krieges darstellen. An den Bildern arbeite ich noch und werde sehen, wohin es mich führt“.
BEARBEITETE FOTOGRAFIEN
KATHARINA HOHENSTEIN. (Texte) Geboren 1967 in Wiesbaden (D). Studium der Neueren Philologie. Stationen: St. Louis, Frankfurt, Los Angeles, San Francisco, ab 2003 Südtirol. Mitgründerin und -herausgeberin der Kulturzeitschrift vissidarte (2005-2019), Autorin des Postpandemic Planet der journalistischen Plattform mutantia.ch, Quito, Ecuador. (2020-2022).
ARMIN JOOS. Geboren 1978 in Schlanders. Steinbildhauer und Bauer. Lebt in Mals.
„Der Zentaur aus Laaser Marmor entstand in den Jahren 2003 bis 2005. Der Zentaur als Verkörperung des Schützen– hier jedoch ohne seinen Bogen – ist ein dauerhaftes Mahnmal gegen den Krieg.“
ZENTAUR AUF DER FRIEDENSPLATTFORM & ZWEI FIGUREN AUS LAASER MARMOR, DREI BRONZEFIGUREN.
MARGARETH KASERER, geboren 1983, ist Künstlerin, Kuratorin, Köchin, Bäuerin und Mutter eines Kindes. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften in Wien und anschließend Performancekunst in Antwerpen (Belgien), seitdem Realisierung eigener, öfters performativer Projekte sowie Teilnahme an Ausstellungen. Gründerin und Leiterin des Kunstprojektes Hotel Amazonas auf einem Bauernhof am Ritten. aspmayr.com SERIE VON KLEINFORMATIGEN BILDERN, AUF DEM BETT LIEGEND IM BUNKERINNEREN
CLARA MAYR. Geboren 1993 in Bozen. 2015 bis 2018 Landesberufsschule für das Kunsthandwerk, St. Ulrich, Holzbildhauerei. Seit 2019 Präsidentin Kunst- und Kulturverein Wegmacher, Ausstellungstätigkeit und Teilnahme an Skulpturwettbewerben im In- und Ausland, Workshopleiterin für Keramikkurse. Lebt in Klobenstein.
SKULPTUR UND MALEREI
SANDRA ELISABETH NEUMANN. Geboren 1983 in Nürnberg (D). Sie arbeitet mit den Materialien Holz, Wolle und Pflanzenfasern und lebt in Trafoi am Ortler, wo sie ein winziges Haus als Atelier benutzt. 2020 begann sie mit Arbeiten in Holz und schuf daraus funktionelle Objekte, dann wandte sie sich dem Weben zu. Heute gestaltet sie Teppiche und Decken auf ihrem Webstuhl, experimentiert mit pflanzlichen Farben und Fasern. Ihre Arbeiten sind tief im Kreislauf der Natur verwurzelt.
„Für diese Ausstellung habe ich zwei Arbeiten ausgewählt, die ich auf meinem Webstuhl gefertigt habe. Eine davon ist aus maschinengesponnener, die andere aus handgesponnener Wolle gestaltet. Durch das Waschen der Stücke mit Seife und heißem Wasser entsteht der dicke, warme, bequeme und Wind- und Wasser trotzende Loden. Während dieses Prozesses schrumpfen die Stücke auf etwa die Hälfte ihrer Originalgröße. Auf meinem Handwebstuhl kann ich bis zu 90 Zentimeter große Arbeiten weben. Diese Arbeiten hier sind in zwei Teilen gewebt und danach zusammengenäht.“
TEXTILE ARBEIT,
GERALD PIRNER. Blinder Kunstkritiker. Lebt in Berlin. www.geraldpirner.com.
„Bildlos Kunst schauen. Blind Skulpturen wie Malerei im Tasten erfahren. In der Erzählung den Film wie das Theater begreifen. Ohne Bild die Wirklichkeit des Konzertes seinen Klangursprüngen nachhören und verstehen. Kunst mit dem ganzen Körper aufnehmen, sie in ihn einschreiben lassen. Die Körperinschriften der Kunst wiedergeben, ihnen nachschreiben, ihnen nachtasten, sie in Poesie verwandeln, sie darin wandeln lassen. Wo die Augen die Bilder verweigern, muss der ganze Körper sie hervorbringen: der Körper, dieser Zwitter aus Membran und Geigerzähler. Der hört den Spuren seiner „Aufschreibsysteme“ nach um in sich die Sprache zu finden, die sie ihm zugänglich machen. Mehr als Rezensionen: Kurzschlüsse von Sinnen mit anderen Sinnen und ihren Funkenschlag beobachten, ihn protokollieren, ihn begrüßen. Das Gehörte, das Gespürte sich aus dem Körper heraus fortschreiben lassen. Auf dem Weg erstehen Räume aus Worten, in denen Bilder nisten. Eingewoben werden in Bildern des Blinden, die leisten sich Übergriffe von Worten und Tönen auf zu Tastendes, auf zu Spürendes, auf zu Hörendes. Lichtempfindlich genug werden um bildlos Bilder zu sehen, blinde Bilder des Blinden aus Schmecken, aus Tönen, aus Geruch. Aber was ist ein Bild, was ist eine Photographie. Und könnten nicht in einer ganz speziellen Weise die inneren Bilder des Erblindeten sichtbar werden? Das Bild gleichsam als Protokoll einer blinden Bildfindung“.
TEXT ÜBER PIETÀ VON KARL PLATTNER, GESPROCHEN
von Nadia Schwienbacher IN AUDIO-FORMAT HÖRBAR
GABRIEL PLANGGER. Geboren 1961 in Langtaufers. Ausbildung zum Bildhauer, Maler und Stuckrestaurator in Nordtirol (A). Lebt und arbeitet als Bildhauer und Restaurator in Langtaufers.
„die steine sind findlinge, bachsteine … und mit einer art kartoffelschältechnik werden die steine bearbeitet, das heisst, die findlinge haben schon von natur aus eine kopfform, ich bringe sie nur etwas zusätzlich in form.“
SKULPTUREN
OTHMAR PRENNER 1966 dingeundursachen.com
Fragmente der Zeit sind auch Fragmente für die Zeit. Die in Form gebrachten Erinnerungen alter Gebrauchsgegenstände, das Mitbestimmen der Form durch das Holz – sie scheinen aus der Zeit gefallen. Dass mit dem Vorgang des Brennens die Haltbarkeit der Arbeiten ein Stück in Richtung Ewigkeit und Endlichkeit rückt – mag ebenso mehr ein Merkmal vergangener denn heutiger Zeiten sein.
All dies geschieht auf anarchisch-archaische Weise, es sprüht die Leidenschaft des Ureigenen. Hier sägt sich der Wille des Widerständigen und die Ist-Egal-Was-Ihr-Davon-Haltet-Haltung in den Hackstock, den Wassertrog, die Banane. Es ist ein Spiel, zu dem Othmar Prenner die Elemente Holz und Feuer eingeladen hat.
Dieses Spiel entzieht sich jeder Erhöhung. Lädt er uns nicht nahezu ein, den Nimbus der Kunst recht genüsslich vom Sockel reißen? Und doch lässt der Künstler gerade ihn, den Sockel –längst schon vergessenes Fundament der Bildhauerei – zurückkehren und stellt einige Arbeiten gleich
selbst darauf. Dabei ist Sockel nicht nur Sockel, sondern auch Schemel; einfach, handlich, stabilisierend.
ZEICHNUNGEN, SKULPTUREN
ANDREAS RIER wurde 1995 in Bozen geboren. Nach einer Ausbildung zum Koch (von 2015 bis 2017), studierte er von 2017 bis 2021 an der Kunsthochschule Burg Giebichstein in Halle an der Saale Industriedesign mit Schwerpunkt Glas und Keramik. Aktuell lebt er wieder in Halle und absolviert den Masterstudiengang im Fachbereich Glas/Keramik. Er arbeitet vorwiegend mit den Materialien Glas, Porzellan, Holz und Silber. Für die Umsetzung der Arbeiten in Glas verbringt er jedes Jahr längere Zeit in der Glashütte in Wien oder Derneburg. instagram.com/rier.andreas/
„Durch meine Arbeit mit Holz als formgebendem Material bin ich vom Wald und den Bäumen, der Natur im Allgemeinen sehr inspiriert. Deren unaufhörlicher Wandel und gleichzeitige Beständigkeit, das scheinbar unendliche Wachstum und der Zerfall. Die Objektreihe „critical points“ ist Teil einer Kleinserie, die im März 2023 entstand. Die Holzformen für die Arbeit wurden mit der Kettensäge aus Fichtenstämmen gefertigt und in Klarglas ausgeblasen. Als critical point beschreibt die Thermodynamik den Phasenübergang zweier Aggregatzustände. Alle vier Objekte spiegeln die Gratwanderung zwischen fest und flüssig, zerbrochen und verschmolzen wider.“
GLASARBEITEN
ANNA RÜSTIG. Geboren 1991. Bildhauerin und visuelle Grafikerin. Studium an der Bauhaus-Universität Weimar, Berufsfachschule für Steinbearbeitung Johannes Steinhäuser, Laas. Ihre Arbeiten sind skulptural und beziehen unterschiedliche Materialien mit ein. Die Zeit im Vinschgau war prägend für ihre Materialwahl und ihr Materialverständnis. Inspiriert von der unmittelbaren Umgebung entstanden organische, ruhige und ausdrucksstarke Formen.
RITEN Die Arbeit RITEN besteht aus einem Holzsockel, einer Gneis-Findling-Platte, und einer Schale aus Porphyr. Das Ensemble wurde in einer Hierarchie von unten nach oben bearbeitet. Der Holzsockel im rohen Zustand, der Gneis-Findling mit einem Schnitt der Länge nach und die Schale als am meisten bearbeitete Form. Die Arbeit wirkt in ihrem groben Zustand, sie verträgt Vernachlässigung und Abnutzung, diese erhöhen vielmehr ihre Ausdruckskraft. Sie ist dunkel und matt gehalten, um warm wahrgenommen zu werden. Sie sucht nach individuellen, für jeden Gegenstand eigenständige Lösungen und ist stets gegenwartsbezogen. (Holz 59x81, Gneis 49x24, Porphyr 13x9).
HALT sind zwei Arbeiten, die aus dem Wunsch entstanden sind, Stein Stein sein zu lassen. Die Schale als Formstudie, als haltendes Symbol. Grob bearbeitet, sodass die Oberfläche rau und hart bleibt, wie Stein in seiner ursprünglichen Form. Der Kontrast ist zwischen der runden und dadurch weich wirkenden Form und ihrer rauen, organischen Oberfläche. (Sandstein 24x18, Laaser Marmor 28x31).
SCHALEN AUS STEIN,
HUBERT SCHEIBE. Geboren am 9. Juli 1964 Marienklinik Bozen.
Lebt und arbeitet zurzeit in Meran und in Fondo (Val di Non).
„ … Mitten am Tag essen mit Sven.“
Neun Zeichenbilder
Bleistift, Aquarell auf Baumwolle
24cm x 30 cm. 2014 – 2023
KOHLEZEICHNUNGEN, ÖL AUF LEINWAND,
FLORIAN SLOTAWA, geboren 1972 in Rosenheim, lebt im Vinschgau und in Kassel. 2000 Hector-Kunstpreis. 2007 bis 2010 Gastprofessor an der Universität der Künste Berlin. Seit 2011 Professor an der Kunsthochschule Kassel. Seine Arbeiten befinden sich in öffentlichen Sammlungen in ganz Europa. florianslotawa.de
„Für das erste Projekt in der Serie der Besitzarbeiten zog Florian Slotawa komplett in ein Atelier der Kunsthoch-schule um. Alle Gegenstände, die sich zu dieser Zeit in seinem Besitz befanden, wurden in den Raum gebracht: die Dinge aus der Wohnung, Gegenstände, die an Freunde verliehen waren und Sachen, die sich noch im Haus der Eltern befanden. Nach dem Sortieren und einer foto-grafischen Bestandsaufnahme reduzierte er seinen Besitz auf das Wesentliche und zog um in eine andere Stadt“.
PROJEKTION
LAURENZ STOCKNER. Geboren 1971 in Brixen. 1986 Ausbildung und Arbeit als Schlosser. 1996 Goldschmiedeschule Le Arti Orafe, Florenz. 1999 Praktikum bei Goldschmied Manfred Bischoff, Toskana. 2012 Meisterbrief Kunstschmied. Vertreten in öffentlichen Sammlungen im deutschsprachigen Raum, Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter: Bayerischer Staatspreis, 2023. laurenz.it
„Die großen und kleinen Schalen von Laurenz Stockner sind ein Balanceakt zwischen Kunst und Handwerk. Manche sind so dünnwandig, dass sie bei der leichtesten Berührung zu schwingen beginnen, elastisch wie Gummi, beinah. Bei manchen Schalen, besonders jenen aus Kupfer, ist es die Oberfläche, die die Betrachter in ihren Bann zieht: Durchbrochen von Rissen und Mustern, mit bräunlich-schwarzen Zeichnungen, die diese Schalen so besonders machen, schimmert sie in sattem rötlichem Orange. Bereits beim Material für diese Schalen geht Laurenz Stockner eigene Wege. Er verwendet etwa nicht gekauftes Kupfer, sondern nimmt Zementkupfer aus dem Bergwerk Prettau. Der Schmelzvorgang ist ein aufwändiger Akt in einem selbstgebauten Ofen. Allein die Herstellung des Basismaterials – das Kupferblech – kann Wochen dauern. Erst danach beginnt die eigentliche Arbeit an den Schalen. Die Schalen von Laurenz Stockner, die zahlreiche internationale Preise gewonnen haben, sind die kontinuierliche Arbeit an einer Art „Ur-Schale“, der Idee der Schale, die Material geworden ist, ein work in progress. Für ihn sind sie immer wieder eine Herausforderung, das sieht man jedem Stück an. Die zweidimensionalen Bleche sperren sich gegen ihre Biegung in die dritte Dimension – und wirken dann doch, als könnten sie gar nichts anderes sein als: Schalen eben.“
KUPFERSCHALEN
WALTER THÖNI, geboren 1966, verheiratet, Vater von drei Kindern, wohnhaft in Planeil. Gastronom
„Das Malen hat mich immer schon fasziniert. Die Einfachheit und der Zerfall mancher Weiler hat mich im Innersten tief berührt. Mit gezielten, pastösen Spachtelstrichen versuche ich als Maler diese Melancholie festzuhalten. Vereinzelt auch Aquarellbilder, doch meine Begeisterung gilt der Ölmalerei. Die Bilder die ich hier präsentiere – ein Gehöft, ein Dorf, eine Landschaft – widerspiegeln die Ruhe und Schönheit unserer Landschaft.“
ÖL AUF LEINWAND